OOLONG TIE KUAN YIN, Eiserne Göttin des Mitgefühls

Aufguss und Geschmack

Oolong ergibt einen gelbgrünen Aufguss, doch je nach dem Ort der Ernte kann die Farbe auch orange sein. Weil der Tee nur teilweise fermentiert ist, enthält er eine große Menge an ätherischen Ölen, die dem Tee ein kräftiges erdiges Aroma mit nussiger Note gibt. Der Duft ist intensiv und süß.

Herkunft des Tees

Die chinesischen teilweise fermentierten Tees, sog. Oolongs, sind in der ganzen Welt bekannt. Das volkreichste Land produziert diese Tees bereits mehr als 400 Jahre. Man darf sich also nicht wundern, dass die Methode der Herstellung zur Vollkommenheit gebracht wurde. Es gibt angeblich 3.000 Arten der chinesischen Oolongs. Man unterscheidet sie nach dem Grad der Fermentation, die einen grundsätzlichen Einfluss auf den resultierenden Geschmack und Duft hat, aber auch nach der Sorte der Teepflanze, die zur Herstellung verwendet wurde.

Tie Kuan Yin, also die Eiserne Göttin des Mitgefühls, (Anxi Tie Guan Yin, Kuan-jin, Tiet Kwun Yum) ist eine der verbreitetsten Sorten der Teepflanzen. Der gleichnamige Oolong wird nur zu 20-40 Prozent fermentiert.

Die Herstellung kann man vereinfacht folgend beschreiben: Nach der Ernte lässt man die Blätter der Teepflanze kurz in der Sonne verwelken. Darauffolgend sind diese manuell in den Brotkörben fein aufgeschüttelt. Dadurch werden die Zellstrukturen beschädigt und eine kontrollierte Fermentation begonnen. Das alles wird mehrmals wiederholt, immer mit 1-2-stündiger Pause. Der Prozess wird Herausschütteln des Grünes genannt. Je nach dem Duft erkennt der Bauer, ob die Fermentation zu Ende ist und lässt den Tee einige Minuten im Kessel durchwärmen. Nach einer schnellen Abkühlung wird der Tie Kuan Yin eingerollt (dabei werden feine Pflanzenöle und -wachse benutzt - damit die Blätter nicht verkleben und länger frisch bleiben) und getrocknet.

Wie hat die Eiserne Göttin des Mitgefühls ihr Namen erworben? Dies erklären gleich zwei Legenden. In der ersten Legende tritt ein armer Bauer Wei auf, der darüber nachdenkt, wie er den verfallenden Tempel, dessen Patronin eine eiserne Statue von Kuan-jin war, retten kann. Das Einzige, was er machen konnte, war einmal im Monat aufzuräumen und Weihrauch anzuzünden. Einmal in der Nacht ist ihm die Kuan-jin in Erscheinung getreten und zeigte ihm, dass sich direkt hinter dem Tempel eine Höhle befindet, in der ein Schatz verborgen ist. Wei teilte den Reichtum selbstverständlich mit den Nachbarn und die Teepflanze, die in der Höhle wuchs, setzte er in den eigenen Garten um. Der Tee, den er von dieser Teepflanze erntete, gehörte zu den besten in der Umgebung. Der Tempel und der Teegarten wurden in der ganzen Welt bekannt.

Die Geschichte über Wang ist kürzer. Ein Gelehrter fand angeblich unter dem Guanyin Fels eine Teepflanze, setzte diese in den eigenen Garten um, und als der Kaiser Čchien-lung vorbeifuhr, hat er für ihn ein köstliches Getränk gekocht. Der Kaiser war ganz verblüfft. Zu Ehren des Fundorts entschied er über folgenden Namen: Guanyin-Tee.